Die Cordillera Cantabrica erstreckt sich im Norden von Spanien in einem etwa 100km breiten Streifen und einer Länge von 450km von den Pyrenäen im Osten bis nach Galizien im Westen. Auch die Kletterberge im Baskenland, die wir in einem eigenen Bericht beschrieben haben zählen zu der Cordillera Cantabrica. Die Cordillera stellt eine Wetterscheide zwischen der grünen und feuchten Nordküste und der südlich trockenen Hochebene dar. Zu den höchsten Erhebungen der Cordillera zählen die Gipfel der Picos de Europa. Das Wetter in den Cordillera ist mit dem Wetter in den Alpen zu vergleichen: reichlich Niederschläge im Frühjahr und Herbst und im Winter über 1000m Höhe Schnee. Gute Ausgangspunkte um in die Cordillera zu gelangen sind die Städte Santander, Gijon oder im Süden Leon. Der Fels besteht meist aus festem und wasserzerfressenen Kalk. Der Weg in die Berge ist oft abenteuerlich und die Fahrt dorthin ein Erlebnis. Enge Straßen winden sich oft durch tiefe und lange Schluchten. Die Cordillera ist dünn besiedelt, so dass Orte für Unterkünfte und Verpflegung oft weit auseinander liegen. Im Sommer zur Haupturlaubszeit sind Hotspots wie Cares Schlucht, die Covadenga Seen oder Fuente De gut besucht und sogar überlaufen. Im Frühjahr und Herbst ist man oft alleine unterwegs und kann die Ruhe der Berge genießen.
Die meisten von uns gekletterten Mehrseillängenrouten sind spärlich gebohrt. Die Kletterrouten in den Cordillera bewegen sich im alpinen Gelände und sind selten plaisir. Zur weiteren Absicherung der Seillängen und auch der Stände, sind Klemmkeile und Friends unerlässlich! Wir sind oft mit unserem 80m Einfachseil geklettert und hatten auch beim Abseilen damit keine Probleme. Wer kein 80m Seil besitzt sollte ein 60m Doppelseil verwenden. Bandschlingen und dünne Schlingen in ausreichender Anzahl für Sanduhren und Felsköpfe sind zweckmäßig und oft zu brauchen.
In Spanien gibt es eine eigene Schwierigkeitsbewertung der Routen. Die Skala folgt bis V+ der UIAA Skala, um dann mit 6a der französischen zu folgen. Leider konnten wir nicht klären, wie Routen VI- und VI bzw. 5b+ und 5c bewertet sind, da eine UIAA 5+ einer Französischen 5b und eine UIAA VI+ einer französischen 6a entspricht. 5b+ und 5c sind unserer Meinung nach nicht abgedeckt.
Wir haben die spanische Skala dementsprechend wie folgt interpretiert: 5 = 5b, 5+ = 5c
Wir haben den Kletterführer Cordillera Cantabrica Y Picos de Europa von Carlos Lamoile vom Verlag Desnivel benutzt. Es handelt sich dabei um einen Auswahlführer, der in Spanisch geschrieben ist. Leider ist keine Landkarte enthalten, so dass die verschiedenen Gebiete oft mühsam in anderen Quellen wie google map oder mapy gesucht werden müssen. Die im Führer und auf den elektronischen Karten verwendeten Wand bzw. Gipfelbezeichnungen sind oft auch nicht stimmig, so dass es oft einem Puzzlespiel gleicht, um die beschriebenen Wände zu finden. Wenn man den Zustieg, den Gipfel und die Wand letztendlich gefunden hat, machen es die Wandbilder und Bilder von jeder Seillänge aus dem Führer leicht den Routen zu folgen. Darüber hinaus gibt es im Internet vielfältige Informationen zu den unten aufgeführten Routen. Einige im folgenden beschriebenen Routen habe ich mit einem link zu einer Anstiegsskizze verlinkt.
Im Internet gibt es einige Webseiten lokaler Kletterer und Bergführer, in denen auf baskisch oder spanisch Routen und Gebiete beschrieben werden. Einige der unten beschriebenen Routen sind mit diesen Seiten verlinkt.
Die Montanas di Riano befinden sich Rund um den Ort Riano und dem Stausee vor dem Ort. Riano hat etwa 500 Einwohner und gehört zur Provinz Leon in Kastillien. Trotz der kleinen Größe des Ortes gibt es alles alles an Infrastruktur was man braucht um einige Tage hier zu klettern. Riano liegt zwischen Gijon und Santander und südlich der Picos de Europa.
16.04.2023 Die Route La Curva de Gauss ist eine oft begangene Route am Pico Gilbo. Die Route ist mit Klemmkeilen und Friends selbst abzusichern. In der Route befinden sich einige wenige Bohr- bzw. Normalhaken. Zustieg von Horcadas etwa 1h, Abstieg über den Westgrat und zurück über den Einstieg nach Horcadas etwa 1,5h. Eine Anstiegsskizze gibt es hier.
17.04.2023 Die Route Meigas befindet sich etwa 100m rechts der La Curva de Gauss. In der Route stecken einige Bohr- bzw. Normalhaken. Klemmkeile und Friends zur zusätzlichen Absicherung sind notwendig. Die Schwierigkeiten der Route konzentrieren sich auf die ersten beiden Seillängen. Der Einstieg ist bei einer markanten, senkrechten Verschneidung. Die Schlüsselstelle in der zweiten Seillänge ist ein Größenproblem. Die Stelle ist aber gut mit Bohrhaken abgesichert. Eine Anstiegsskizze gibt es hier.
18.04.2023 Der Pico Moro liegt versteckt in einem Hochtal bei dem Bergdorf Ocejo de la Pena. Vom Parkplatz im Ort geht es über Weiden Richtung Norden über einen Fahrweg in das Hochtal. Hier sieht man dann schon die dominante Kante des Pico Moro. Die Kante des Pico Moro ist eine eigenwillige Route und nicht so richtig typisch für die Cordillera Cantabrica. Der Fels ist am Beginn der Kletterei teilweise brüchig und fühlt sich an wie Urgestein. Nichtsdestotrotz stellt die Kante ein großartiges Bergerlebnis dar. Es stecken einige Bohrhaken, allerdings kann man kaum Klemmkeile bzw. Friends zwischendurch legen. Die Schwierigkeit 5c ist zwingend zu klettern. Der Abstieg folgt dem Westgrat zu einem Sattel und zurück zum Einstieg. Zustieg 1,5h, Abstieg 1,5h.
10.04.2023 Sehr schöne Kletterroute an bestem Fels. Die schweren Seillängen sind ausreichend mit Bohrhaken abgesichert. Tolle Plattenkletterei an rauem und wasserzerfressenem Fels. Nach oben wird die Route flacher und erheblich leichter. In der fantastischen letzten Seillänge ist eine Stella 6a. Zustieg etwa 30min. Der Abstieg folgt dem Grat zum Gipfel und über einen Sattel zurück zum Einstieg, etwa 1h. Eine Anstiegsskizze gibt es hier.
08.04.2023 Am Penas de Prado gibt es etwa 50 Kletterrouten. Die leichteste Route und auch die meistbegangene ist die Lago de Luna. Die Route ist mit einem 60m Doppelseil zu klettern, da der Abstieg über eine 60m Abseilstelle erfolgt, die freihängend nicht gekürzt werden kann! Die Absicherung erfolgt fast ausschließlich über mobile Sicherungen. Tolle Tour an bestem Fels. Zustieg etwa 30min, Abstieg mit einer 60m Abseilstelle, etwa 45min. Eine Anstiegsskizze gibt es hier.
11.04.2023 Die Route Valle Secreto Y Arista am Alto Juncal ist sehr kurz, und der Fels ist nicht optimal fest. Eine Wiederholung lohnt nicht. Die Route muss selbst abgesichert werden. Es steckt ein Bohrhaken am 2. Standplatz.
Der Pena del Pincuejo ist ein etwas unscheinbarer Felsspitz nördlich von Caldes de Luna. Man fährt mit dem Auto nach Caldes de Luna und dort links ab bis zum kleinen Parkplatz entweder an der Kirche oder im nahen Tal. In etwa 5 min ist man am Einstieg. Die Routen sind selbst abzusichern, an den Ständen gibt es Bohrhaken zum Abseilen. Toller Fels und sehr schöne Risse zum Klettern.
Die Route geht entlang der markanten Kante rechts der Route La Linea Blanca. Eine genauere Beschreibung für beide Routen gibt es hier.
21.04.2023 Die Kletterroute Elixir Para Calvos ist eine mutige Route durch die Ostwand des Pena Del Fresnidiello. Die kühne Route wurde 1985 erstmals von Felix Gomez, Javier Lopez und Andres Villar begangen. Die Wand ist steil und ausgesetzt. Wer die erste Seillänge meistert, schafft auch den Rest. Zwischensicherungen sind bis auf wenige Bohrhaken und Sanduhrschlingen nur spärlich zu finden. Alle Stände sind mit zwei Bohrhaken zum Abseilen eingerichtet. Flexible Sicherungen sind nur schwer anzubringen, so dass man oft 10m und mehr von der letzten Zwischensicherung weg klettern muss. Der Fels ist sehr fest und rau! Die Route bewegt sich oft an senkrechten und wasserzerfressenen Platten mit mehr oder weniger tiefen Wasserrillen.
Die nachfolgende Beschreibung der Route entnehmen wir dem Kletterführer Cordillera Cantabrica y Picos de Europa von Carlos Lamoile vom Verlag Desnivel. Carles Lamoile schreibt: “…alle Stände sind
mit rostfreien Parabolen und zwei Ringen zum Abseilen ausgestattet. Und in den härtesten Längen gibt es einige feste Versicherungen, ebenfalls rostfreie Parabole, aber diese sind ziemlich weit
entfernt und der Selbstschutz ist manchmal schwierig…..eine großartige Route, die jeder Kletterer machen sollte….garantiert senkrecht, Fels von ausgezeichneter Qualität, viel
Atmosphäre..“.
Der Zustieg erfolgt in etwa 45 min vom Parkplatz am Rio Duje, etwa 2km südlich von Sotres. Ein Pfad führt direkt zur Wand. Eine Anstiegsskizze gibt es hier.
20.04.2023 Eine schöne Kletteroute an der Südwand des Pena Main. Die Route ist gebohrt und zum Abseilen eingerichtet. Der Zustieg erfolgt in 30min vom Parkplatz Carrena, etwa 5km westlich von Sotres. Links und rechts dieser Route gibt es weiter gebohrte Routen. Eine Skizze gibt es hier.