Kroatien 2019 - Biokovo und Omis

Nach unserer Klettertour am Loser, wo wir eigentlich nur auf der Durchreise sind, fahren wir weiter nach Kroatien in das Biokovo Gebirge. Wir sind vom 19.10. – 01.11.2019 mit einigen Gipfeltrefflern dort beim Klettern.

 

Makarska und Biokovo Gebirge
Makarska und Biokovo Gebirge

Prolog

Und das kam so: Harald, die Nixtuer und auch Peter schalten ja seit Jahren regelmäßige Werbung im Forum Gipfeltreffen.at über das Biokovo, das für uns etwas entlegene Klettergebiet im Süden Kroatiens. Die Berieselung durch die genannten Akteure mit Bildern von hellem Kalkfels, immer schönem Wetter, einsamen Felswänden und exzellenter Absicherung zeigte dann doch irgendwann seine Wirkung –  Christine und ich konnten eigentlich nicht mehr widerstehen. Unterstützend hat der Wetterbericht für Ende Oktober eine aufziehende Schlechtwetterfront quer über die Alpen vorhersagt. In dieser Flut der guten Argumente entschließen wir uns dann kurzfristig die weite Fahrt ins Biokovo, genauer gesagt nach Brela zu wagen.

 

 

Wir haben das Glück, dass zur gleichen Zeit die Nixtuer aus Graz und Harald und Lisa aus Wien vor Ort sind. Die Nixtuer haben hier im Biokovo einige tolle Routen, wie z.B. Zu den Wasserrillen eingebohrt. Harald und Lisa besuchen seit mehr als 10 Jahren regelmäßig das Gebiet und sind ausgesprochene Gebietskenner. Es gibt zwar eine Internetseite in der Routenskizzen zu finden sind, doch ohne ortskundige Führung hätten wir die Anfahrten und Anstiege zu den Wänden nie gefunden. Einen herzlichen Dank an die vier Experten für die exzellente Führung und Einweisung in das tolle Biokovo. Das Wetter ist um diese Jahreszeit ideal: bei leichtem Wind, 24 Grad und mit meist wolkenlosem Himmel starten wir in die Wände.

 


Kriz - Oprosti mi Pape V+ und Zu den Wasserrillen VI+, 14SL

In den ersten Tagen wollen wir uns gleich mal Kreationen der Nixtuer in Kriz ansehen: Oprosti mi pape, V+ und Zu den Wasserrillen“ 9SL, VI+. Beide Touren wurden im Vorstieg erstbegangen und eingebohrt. Die Hakenabstände sind dem entsprechend nicht plasier Beide Touren sind mit 10mm Bohrhaken ausgerüstet mit je zwei Bohrhaken an den Ständen. Ab und an findet man auch Sanduhren. Klemmgeräte haben wir keine benötigt. Man kann beide Touren gut miteinander verbinden. Vom Ausstieg der Oprosti mi pape quert man nach links über einige Schuttterassen und Felsstufen zum Einstieg der Wasserrillen. Beide Touren bewegen sich auf mehr oder weniger steilen Platten mit Wasserrillen. Die Schlüsselstelle der Wasserrillen ist allerdings eine Wandkletterei. Als Abstieg seilt man am besten die Wasserrillen wieder ab (min. 50m Doppelseil) und läuft dann vom Einstieg der Wasserrillenlinks haltend die Schuttfelder zurück zum Auto. Die erste Tour gehen wir allein. In der Tour Zu den Wasserrillen schließen wir zu den Nixtuern und zu Harald und Lisa auf.

 


Ercegova Gradina - Pepito 6a+, 7SL

Eine der interessantesten und genussreichsten Touren im Biokovo ist sicherlich die Pepito am Ercegova Gradina. Die Tour wurde von Paolo Pezzolato von unten erstbegangen und ist mit 8mm Bohrhaken perfekt ausgerüstet. Vom Einstieg weg steilen sich die Platten der Pepito zu einer Wandkletterei auf, die mit vielen kleinen Leisten und Löchern fast berauschend wirkt. Die Zufahrt erfolgt über Makarska. Von dort geht es hinauf nach Veliko Brdo und dann entlang einer steilen und ruppigen Schotterstraße  zum Parkplatz an der Piste. Die Schotterpiste fahren wir mit unserem Audi A3 nur einmal hoch, da uns diese Straße für unser Auto sehr grenzwertig erscheint. Die anderen Male können wir es uns bei Rüdiger und Anita auf dem Pick-up hinten auf der Ladefläche gemütlich machen. Vom Parkplatz kurz vor dem höchsten Punkt der Schotterpiste läuft man ca. 40min zuerst entlang eines Wanderweges und dann weglos zum Einstieg. Sehr markant in der Pepito ist die 4te Seillänge, die von einem Stand nach rechts bei einem einsamen Baum in der Wand schier unüberwindbar in die Platten zieht. Am Ende der griffigen Platten klettert man noch elegant über einen henkeligen Überhang zum Stand. Man wünscht sich hier eigentlich, dass die Tour noch viele Seillängen so weiter geht, doch nach einer weiteren Seillänge gelangt man in leichteres Gelände und weiter über den Gipfel zum Beginn des Abstiegs in einer Scharte.

 


Mali Borovac - Sretan Rodendan Roberto 6a+ und In-A-Gadda-Da-Vida 6a+, 10SL

Am nächsten Tag haben Rüdiger und Anita noch so ein Zuckerl für uns parat. Eine Kombination der Sretan Rodendan Roberto, 6a+ 3SL und der  In-A-Gadda-Da-Vida, 6a+, 7SL, am Mali Borovac stehen heute auf dem Programm. Es geht die gleiche Schotterpiste hoch wie gestern, nur dieses mal für uns auf der Ladefläche des Pick up von Rüdiger und Anita. Geparkt wird am höchsten Punkt der Straße. Von dort sind es ca. 20min zum Einstieg. Links neben unserem heutigen Ziel hat Rüdiger mit Peter vor zwei Jahren die eindrucksvolle Born to Live 7b, 14SL erstbegangen - welch kühne Linie! Erfürchtig und fast scheu schweifen unsere Blicke zu den in diesem Wandsektor schier endlosen Platten und Dächer hinauf. In der ersten Seillänge der Sretan muss ich dann schon mal fast alle Register meines Könnens ziehen: Wasserrillen 6a, 50m und etwas weit abgesichert. In der zweiten Seillänge mache ich mir dann das Leben selbst schwer, in dem ich eine schwerere Variante 6a+ klettere. Auch der letzte Zug zum 2ten Stand hat es nochmals in sich. Fast leicht und beschwingt geht es dann die dritte und letzte Seillänge der Sretan erst quer rechts hinaus und dann über Platten nach oben zum sonnigen Stand. Wir befinden uns jetzt am Stiel einer riesig grossen Eistüte aus Felsen, die vom Parkplatz schon gut zu sehen ist. Abgeschraubte Bohrhaken zeigen ein Projekt nach oben, das erst im Entstehen ist. Hier queren wir 20m  waagrecht auf Bändern nach rechts in die In-A-Gadda-Da-Vida 6a+. Die Sretan wurde von Paolo Pezzoloto erschlossen und ist dementsprechend gut abgesichert. Der weitere Weg durch die In-A-Gadda wurde von dem Ungarn Oszkar Nadasdi erschlossen, der durch seine kühne Absicherung bekannt ist. Hier muss man zwingend die Schwierigkeit klettern. Beide Touren wurden von unten erschlossen. Der Weiterweg über die In-A-Gadda führt entlang des linken Rands der Eistüte bis auf deren Spitze und dann weiter über einen flachen Pfeiler in herrliche Kletterei über senkrechte Platten zum Gipfel des Mali Borovac. Der Abstieg geht bequem auf einem Wanderweg hinter dem Gipfel zurück zum Auto.

 

Christine am letzter Stand der Roberto, von hier geht es 30m rechts zur In-A-Gadda-Da-Vida
Christine am letzter Stand der Roberto, von hier geht es 30m rechts zur In-A-Gadda-Da-Vida

Omis und Ilinac - Stargate 6a+, 8SL und Excelsior 6a, 5SL

Fährt man von Brela ca. 20km nach Norden gelangt man in den beschaulichen Badeort Omis. Hinter Omis bricht sich der Fluss Centina seinen Weg durch die Felsen und hinterlässt großartige Wände zum Klettern. Auf die Empfehlung von Harald und Lisa gehen wir die Touren Stargate 6a+ und Excelsior 6a. Wenn Harald die Excelsior jedes Jahr einmal begeht, dann muss die Tour gut sein! Um zur Wand zu kommen überquert man die Brücke über den Centina in Omis mit dem Auto nach Norden und zweigt dahinter gleich nach rechts ab. Die Strasse führt weiter bis zum Parkplatz am Wasserkraftwerk. Vom Parkplatz läuft man den Wanderweg und den Schildern folgend zur Wand und am Wandfuss entlang zum Einstieg. Links geht es zur Excelsior, rechts zur Stargate. Die Einstiege sind nicht beschriftet, jedoch weisen Bohrhaken den Weg. Beide Touren wurden von Oszkar Nadasdi von unten erschlossen, wobei die Hakenabstände in Ordnung sind und wir keine Keile oder Friends zur zusätzlichen Absicherung benötigen. Die Excelsior sind wir allerdings nur bis zur 6ten SL geklettert, da eine zwingende 6b unseren Kletterhorizont und Nervenkostüm übersteigt. In beiden Touren muss der Schwierigkeitsgrad eh zwingend geklettert werden. In der Route Stargate wurde in der Schlüsselseilänge eine gerade Variante eingebohrt, um eine brüchige Passage der Originalroute zu umgehen. Wir sind die Originalroute geklettert - bei etwas vorsicht lässt sich diese gut und sicher klettern. Für den Abstieg seilt man am Besten über die Routen wieder ab. Wir sind von der Stargate über einen Wanderweg erst oben entlang der Wand und dann in einer großen Linksschleife nach unten gelaufen. Der Zeitaufwand beträgt dann etwas mehr als eine Stunde.


Ercogova Borovac - Liquid Sunshine 6a+, 4SL und 1001 Noc 6a, 6SL

Manchmal frage ich mich ja, was so Erstbegeher rauchen oder einschmeißen, bevor sie in eine unbekannte glatte Wand einsteigen. Oder vielleicht ruhen sie ja zentriert im OM der Meditation? Oder sie haben es einfach drauf! Ich hätte nicht das Nervenkostüm dazu. In den ersten vier Seillängen der Liquid Sunshine, ein weiterer Husarenstreich von Rüdiger und Peter, musste ich mich einige Male mit etwas Bauchatmung beruhigen, bevor ich den nächsten Haken an klettern konnte. Die Abstände der Haken sind bedingt durch die Erschließung von unten für mich manchmal sehr sportlich. Alle Bohrhaken werden bei der Erstbegehung ja quasi aus der Kletterbewegung gebohrt. Für Kletterer, die den Schwierigkeitsgrad sicher klettern ists sicher der reinste Genuss. Meine Bewunderung an die Erstbegeher wächst mit jedem Meter, den ich höher steige. Nach vier Seillängen erreichen wir ein breites Band. Dort warten schon (etwas besorgt) die Nixtuer, mit denen wir dann gemeinsam von dort die 1001Noc begehen. Die Kombination beider Touren stellt einen perfekten Abschluss des Urlaubs für uns dar. Nochmals herzlichen Dank an die Nixtuer und an Harald und Lisa für die mehr als perfekte Begleitung!

 

In den hellen und senkrechten Platten der erste Seillänge von "Liquid Sunshine, 6a+", Foto: Rüdiger
In den hellen und senkrechten Platten der erste Seillänge von "Liquid Sunshine, 6a+", Foto: Rüdiger
In der 3. Seillänge der "Liquid sunshine 6a+"
In der 3. Seillänge der "Liquid sunshine 6a+"
In den griffigen Platten der "1001noc 6a", Foto: Anita
In den griffigen Platten der "1001noc 6a", Foto: Anita
schön wars!
schön wars!

Zum Abschluß noch ein paar nützliche Informationen:

Anfahrt von Salzburg mit dem Auto ca. 6-8 Stunden nach Makarska. Fast alles auf der Autobahn. Maut ist in in allen Ländern zu entrichten.

Führerliteratur: Croatia, von  Boris Jujic

aktuelle Anstiegskizzen: plave-gore.com

Beste Zeit: Herbst bis Frühjahr

Unterkunft: einige Zeltplätze in Makarska und Umgebung, viele Apartments mit Ferienwohnungen über die üblichen Buchungsplattformen

Essen: Einige Supermärkte und gute Restaurants und viele Cafes um Makarska und an der Promenade

Klettershop haben wir keinen gesehen