Klettern in der Todra Schlucht

Die Todraschlucht oder auch Gorges du Toudgha genannte, ist einer der Touristenorte in Marokko, die bei allen Touristen auf der to-do-Liste ganz oben steht. Der Fluss Todra hat sich hier nördlich von Tinghir sensationell eine etwa 500m lange und sehr enge Schlucht in den Berg gegraben. Links und rechts ragen die Wände senkrecht bis zu 400 m hoch. Der durchfliesenden Bach und einer Straße füllen die Schlucht komplett aus. In einer Kurve in der Schlucht steht auch ein Hotel, das aber vor Jahren wegen eines Felssturzes geschlossen wurde. Tagsüber bieten in der Schlucht viele Händler ihre Waren den durchziehenden Touristen an. Wer in der Schlucht klettern will, muss bei den Routen an der Straßenseite über die Stände der Händler klettern - wir haben hier allerdings niemand klettern gesehen. Die meisten Kletterrouten befinden sich außerhalb der Schlucht vor dem Süd- bzw. Nordeingang.

Im Norden der Schlucht ist das Flussbett ausgetrocknet und das Wasser tritt erst kurz vor der Schlucht aus dem Boden hervor. Immer wieder kommen auch Nomaden aus dem Hochland mit Ihren Eseln und Ziegen zur Schlucht und zum Markt im Ort um Ihre Vorräte aufzufüllen.

Die Todraschlucht hat eine lange Klettertradition. Schon in den 60ger Jahren wurden hier erste Routen unternommen. Auch in den letzten Jahren wurden viele neue Routen meist von Deutschen, Polen, Italienern und Franzosen eingerichtet

Die Logistik wie Übernachtung, Kletterführer und Transport habe ich schon im allgemeinen Teil über Marokko beschrieben. Hier zum Nachlesen.

 

Im nachfolgenden stelle ich einige Routen vor, die wir geklettert sind, und die wir wärmstens empfehlen können - sozusagen eine Auswahl der Best of in diesem Schwierigkeitsgrad in der Todraschlucht. Die gesamte Liste der von uns gekletterten Mehrseillängen Routen ist dem Tourenbuch klettern zu entnehmen. Wir haben viele Tage auch in den verschiedenen Klettergärten verbracht und überall berauschend fester brauner Kalkfels vorgefunden.


Arrete Nord

am 08.03.2024

12 Seillängen, 5b, gebohrt

Material: Einfachseil 60m, 12 Express, ggf Friends oder Keile für den oberen Teil

Der Zustieg zur Arete Nord ist einfach zu finden: man wandert vom Ort von Süden an allen Verkaufsständen vorbei bis zum Nordende der Schlucht. Am Ende der Schlucht, gleich links, vor einem Parkplatz startet die Route. Gegenüber des Einstiegs auf der anderen Uferseite startet der Klettersteig. Vom Einstieg sind die ersten Bohrhaken gut zu sehen. Die Arete Nord führt immer an der Kante entlang. Der Fels besteht durchgehend aus fantastisch braunem Kalk. Vorsicht beim Klettern mit Steinschlag, denn die gesamte Route führt über der Straße, an der tagsüber viele Touristen flanieren. Die Route ist gut gebohrt und leicht zu finden. Alle Stände haben zwei Bohrhaken. Nach oben hin im leichteren Gelände werden die Hakenabstände weiter. Wer im 4. Grad nicht 15m ohne Zwischensicherung auskommt, sollte einige Friends bzw. Keile mitführen. Die Route ist im Detail mit Anstiegsskizze im Kletterführer beschrieben. Wer die ersten beiden Seillängen geklettert ist, der hat das Schwierigste hinter sich! Die Route ist bis ca. 13Uhr im Schatten, im Winter daher nicht zu früh einsteigen. Wer zu früh am Einstieg, der ist kann sich gegenüber des Einstiegs in einer kleinen Bar bei Minztee oder Kaffee aufwärmen. Die Bar liegt oft eine Stunde früher in der Sonne. Da oft ein frischer Wind durch die Schlucht bläst, kann es am Einstieg im Schatten empfindlich kalt sein. Kletterzeit je nach Übung 3-4h.

 

Abstieg: Wir haben den Schnellabstieg nicht gemacht, da wir keine zuverlässigen Informationen hatten. Wir sind vom Ausstieg weglos nach Süden über den Gipfel bis zum Berberjoch gegangen. Auf das Joch führt von links und rechts ein breiter und oft begangener Wanderweg hoch. Wenn man nach rechts abzweigt, kommt man schnell wieder zum Einstieg und dem Cafe in der Sonne zurück. Abstieg insgesamt etwa 1h.


Berbertraum

am 04.03.2024

14Seillängen, 5c, gebohrt

Material: 60m Einfachseil, 15 Express

Die Route Berbertraum führt durch die Südostwand im Bereich Mansour Gauche. Zum Zustieg zweigt man im Ort von der Hauptstraße am letzten Haus vor der Todraschlucht nach links ab und überquert den Bach. Schon nach menigen Metern befindet man sich im tollen Klettergarten Mansour Gaucho. Man folgt jetzt einem Pfad nach links oben, die Wand immer zur rechten Seite zur vorletzten Route im Klettergarten. In der Mitte der Wand sieht man einen großen Felskessel, an deren linken Ende die Route startet. Man befindet sich beim Start am linken Ende des Klettergartens. Die vorletzte gebohrte Route ist die erste Seillänge der Route Berbertraum. Die Route ist sehr eng mit Bohrhaken bestückt, am Stand gibt es immer zwei Bohrhaken. Nach 6 Seillängen toller Wandkletterei kommt man auf eine Felsrippe, die nach rechts zu einer Schlucht führt. Dieser Rippe am rechten Schluchtrand folgen, bis man sich in einem Felskessel befindet, an deren linken Rand sich die Schlusswand wieder aufsteilt. Die Route endet auf einem schmalen Felszacken mitten in der riesigen Wand. Oberhalb des Felszacken legt sich die Wand aber merklich zurück. 

Abstieg: Von diesem Felszacken seilt oder klettert (II - III)  man etwa 10m auf ein Joch ab. Von dort führt nach Süden eine von unten nicht sichtbare Schlucht zurück an den Wandfuß. Der weitere Abstieg führt am Wandfuß entlang Richtung rechts, bis man an einem Klettergarten vorbei zum breiten Wanderweg kommt, der zurück ins Dorf führt.

Der Fels ist fantastischer brauner Kalkfels. Die Sonne scheint bis etwa 15Uhr in die Wand.

Kletterzeit je nach Übung 3-4 h, Abstieg 1h.


Qui L'eut cru?

am 05.03.2024

10 Seillängen, 5c, gebohrt

Material: Einfachseil 60m, 15 Express

Die Route Qui L'eut cru befindet sich an der Nordwestwand des Jardin d'ete. Zum Einstieg gelangt man vom Nordende der Schlucht. Man durchquert das oft trockene Flussbett nach rechts und geht am Einstieg des Klettersteigs vorbei. Einen Klettergarten lässt man rechts liegen. Bald wird die Wand flacher und gibt den Blick auf die Wand Jardin d'ete frei. Nach rechts führt jetzt eine breite Rampe nach oben, von der auch der Abstieg des Klettersteigs herunter führt. Man hält sich an der linken Seite der Rampe und kommt nach wenigen Metern links zum Einstieg der Route. Unsere Route ist die ganz rechte Route der Wand. Die Seillängen in der Route sind meist 55 bis 60m lang. Nach 6 Seillägen gelangt man auf eine große Felsenschulter, wo der Blick nach rechts auf den oberen Wandteil frei wird. Etwa 100m Gehgelände führen zu den oberen 6 Seillängen der Route. Wer nach den ersten 6 Seillängen abseilt und sich den oberen Teil einsparen will ist selbst Schuld - er verpasst den besten Teil der Route! Die Route ist durchgehend gut gebohrt, allerdings nicht so dicht wie der Berbertraum.

Abstieg:  Vom Ausstieg geht man noch einige Höhenmeter weiter nach oben, bis sich ein Pfad bildet der immer leicht fallend am Hang entlang nach unten um eine schwache Rippe führt führt. Man quert jetzt auf kleinen Pfaden den Hang immer leicht absteigend etwa 1km bis zu einer großen Schlucht, in der man einen breiteren Wanderweg sieht. Dieser Wanderweg führt zurück in das Dorf. Nicht zu früh nach unten abzweigen, da hier durchgehend alle Wände senkrecht ins Tal fallen.

Der Fels besteht aus löchrigem und scharfkantigem brauner Kalk. Die Sonne kommt in die Wand etwa ab Mittag, oben etwas früher. Kletterzeit etwa 4h, Abstieg 1,5h


Tik Sab

4 Seillängen, 5b, gebohrt

Einfachseil 80m oder Doppelseil, 15 Express

Die Route Tik Sab befindet sich an der Nordwestwand des Jardin d'ete, diekt neben der Route Qui L'eut cru?. Für uns war dies die beste Route in der Schlucht, die wir geklettert sind. Leider hat diese Superroute nur vier Seillängen und endet knapp unter der Schulter. Es gibt zwar oberhalb des vierten Stands auch noch Bohrhaken, doch legt sich die Wand dort stark zurück und scheint nicht interessant. Man könnte von dort auch den oberen Teil der Route Qui L'eut cru? bis nach oben zum Gipfel klettern. 

Abstieg: Beim Abseilen der Route auf die Seillänge achten, die erste Seillänge hat 40m!