Klettern in Brasilien

Brasilien ist im deutschsprachigem Raum ein eher unbekanntes Kletterrevier. Das liegt zum einen an der Entfernung nach Brasilien und zum Anderen auch an den begrenzten Informationen, die es über das Klettern in Brasilien gibt.

Wir sind mit unserem Segelboot von den Kap Verden nach Brasilien gesegelt. Nachdem wir in Jacare in Brasilien einklariert haben, sind wir weiter entlang der Küste bis Rio de Janeiro gesegelt. Zwischenstopps haben wir in Recife und Salvador gemacht. Unser Boot liegt derzeit direkt unter dem bekannten Zuckerhut in Rio de Janeiro.

Das man in Rio klettern kann und sich am Zuckerhut einige exzellente Routen befinden war uns bekannt. Das aber entlang der Küste nördlich von Rio noch eine Vielzahl von Klettergebiete kommen, war uns gänzlich unbekannt.

Informationen über das Klettern in Brasilien

Die beste Informationsquelle für das Klettern in Brasilien sind die einheimischen Kletterer. Für einige Gebiete gibt es aber auch Kletterführer, die aber nur in limitierter Stückzahl aufgelegt werden, und somit meist vergriffen sind. Nachfolgend einige Informationsquellen:

 

  • Internet: Die umfangreichste Sammlung aller Klettergebiete in Brasilien mit 10.000 Routen, an 1700 Standorten, 425 Städten und 24 brasilianischen Bundesstaaten gibt es auf der Homepage von Luciano Bender. Die meisten Routen sind mit Anstiegsskizze und Beschreibung abgebildet. Die Methode ist ähnlich wie von der Seite thecrag. Es handelt sich um eine Webseite der Klettercommunity, in der jeder registrierte Nutzer Routen eintragen kann. Die Webseite thecrag bietet 14.000 Routen in Brasilien an. In beiden Quellen ist es jedoch für einen ortsunkundigen Kletterer oft schwer den Einstieg bzw. die Örtlichkeiten der Routen zu finden. Beschreibungen über Anfahrt und Zugang fehlen bzw. sind ungenau.
  • Bücher: Für die meisten Klettergebiete gibt es auch Führer in Papier. Eine hervorragende Quelle um sich einen Überblick über die "Best off" in Brasilien zu verschaffen ist das Buch: 50 Vias Classicas no Brasil, von den brasilianischen Kletterern und Bergführern Flavio Daflon und Cintia Daflon. Im Buch enthalten sind ein Mix aus Ein- und Mehrseillängen Routen bis zu Big Walls. Die Routen bewegen sich vom 3. bis 8. Grad. Die Autoren betreiben auch eine Kletterschule in Rio de Janeiro, und viele der im Buch aufgeführten Routen können bei ihnen als Führungstouren gebucht werden. In den Informationen im Buch zu den Touren ist auch ein Hinweis zu einem lokalen Kletterführer enthalten. Die Beschreibung der Routen, Zustieg und Abstieg sind vorbildlich gemacht. Die Kletterschule hat auch eine whatsapp Seite über die man alle Informationen zum Klettern der Routen in Rio erfragen kann. Der Kletterführer ist leider hier in Deutschland nicht erhältlich. Zum Klettern in Rio de Janeiro und speziell am Zuckerhut (Urca) gibt es einen umfassenden weiteren Kletterführer von Flavio. Hier sind alle Routen am Zuckerhut und den umliegenden Felsen enthalten. Wir haben beide Führer im Kiosk der Seilbahn auf den Zuckerhut gekauft.
  • lokale Kletterer: Wir haben unzählige lokale Kletterer in den verschiedenen Gebieten getroffen, die alle sehr erfreut waren ein paar deutsche Exoten zu treffen. Immer haben wir wertvolle Tipps über das Klettern in Brasilien und weiter Klettergebiete bekommen. Viele der Kletterern haben englisch gesprochen. Die Landessprache ist portugiesisch.

Der Fels und die Absicherung

Wir sind bisher in vier Gebieten geklettert: Rio de Janeiro (Urca), Itatim, Pedra di Boca und Igatu. In allen Gebieten gibt es Granit bzw. Kalkfeld. Der Fels ist fest und braun/gelblich. Die Liebhaber von Wand und Plattenkletterei kommen hier auf ihre Kosten.

In Brasilien ist das gesamte Mix der Absicherungspalette gegeben. Während im Klettergarten von Igatu und in Itatim recht eng gebohrt wurde, sind in den Mehrseillängenrouten in Rio oder Itatim die Hakenabstände teilweise sehr sportlich. Es lohnt sich immer mobile Sicherungsmittel mitzuführen, wobei an den großen Platten in Rio oft keine zusätzliche Absicherung möglich ist.

Die Qualität der Bohrhaken die wir benutzten war generell recht gut!

Die Absicherung und die Exposition der Routen ist in der Schwierigkeitsbewertung wiedergegeben. 

Schwierigkeitsbewertung der Routen

In Brasilien gibt es ein eigenes System der Bewertung von Routen. Ein Beispiel: Die Route  Luiz Arnaud am  Morro de Babilonia in Rio de Janeiro ist mit 4 IVsup E1 D1 bewertet. Die erste Zahl ist die Schwierigkeit der Route, die zweite Zahl ist die Schwierigkeit der Schlüsselstelle. Das E zeigt wie exponiert die Route ist und D zeigt die Dauer der Route an. Bei E und D gilt: je höher die Zahl desto exponierter bzw. länger ist die Route. Die Route Luiz Arnaud hat 6 Seillängen, ist gut gebohrt und dauert etwa 2h. Die brasilianischen Schwierigkeitsgrade sind leider nicht 1:1 in UIAA umsetzbar. Eine brasilianische 4 entspricht ungefähr einer 5 in UIAA bzw. die IVsup einer 6- in UIAA. Eine gute Übersicht und einen Vergleich der verschiedenen Bewertungen in der Welt gibt es hier: